- Offizieller Beitrag
Illustrationen:
Die Große Katastrophe: Zerstörung von Pompeji und Herculaneum von John Martin (1822)
Das letzte Wort: [url=https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Fichier:W…_in_the_Sun.JPG]Der Engel, stehend in der Sonne[/url] von William Turner (1846)
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Die Große Katastrophe (~3900–heute)
Nach dem Tod von Loïos trauerte die Welt nicht – sie zerbrach.
Er hinterließ kein Edikt, keinen Nachfolger, keinen Tempel. Nur Stille. Und in dieser Stille offenbarte sich der Verfall.
Die Inquisition, einst erschaffen, um dem Verfall zu trotzen, sah nur noch, was sie sehen wollte.
In Anatolien begann der erste Aufstand. Dort entstanden neue Gemeinschaften wie der Bund der Letzten Glut und die Kinder des Lichts.
In Gallien kehrten alte Gesänge zurück. Die Gallischen Compagnons, eine halbgeheime Bruderschaft von Baumeistern, pflegten die heiligen Künste weiter.
In Gothia entstand der Sanctum-Pakt – ein Flickwerk aus Kräuterkundigen, Schmieden und wandernden Rittern.
Iberien blieb stumm. Die Fanatiker hatten den Zweifel längst begraben.
In Axis Mundi umgab sich Papst Hamenel IV mit Zeremonien, während unter seinen Füßen der Petra Dei zu zerbrechen begann.
Es folgte der Letzte Kreuzzug. Kein Bannerkrieg, sondern ein stiller Verteidigungskampf heiliger Orte.
Die Inquisition brandmarkte die Gläubigen als Ketzer. Alte ehrbare Häuser wie das Haus Sonnenschild, die Blutlinie O'Mara, die Ulier, der Clan Grayhawk und die Ritter der Tapferkeit wurden verurteilt.
Doch neue Namen entstanden – die Luminari, die Blutbrüder, Magnus Lunae, Sturmraben, Sanctuary, die Schwarze Kompanie.
Dann stiegen die Dämonen erneut auf.
Iberien fiel zuerst. Städte wie Toledo und Tomar verfielen ohne Belagerung – ihre Bewohner veränderten sich auf unheimliche Weise.
Die Korruption breitete sich aus – bis in die höchsten Festungen von Gallien, die tiefsten Wälder Gothias.
Dann kam die Reinigung.
Die Göttliche öffnete ein einziges Auge.
Die Schöpfung hielt den Atem an – und zerbrach.
Stürme tobten, Wälder wurden zu Knochen, der Regen fiel wie Eisen. Die Sonne verschwand nach 40 Tagen. Salz verbrannte die Erde, Flüsse bluteten, Tiere mutierten, Ernten verdorrten.
Mehr als ein Jahrzehnt lang herrschte Chaos. Einige überlebten durch Opfer.
Dann erschienen die Fremden. Keine Auferstandenen, keine Sternenwanderer – sie waren einfach da.
Die Druiden nennen sie Setzlinge – Scions.
Die Inquisition nennt sie Gotteslästerung.
Sie tragen etwas in sich, das wir verloren haben.
Und wenn noch ein Faden durch das zerrissene Tuch der Schöpfung läuft – dann vielleicht durch ihre Hände.
ZitatSo endet mein Bericht. Möge der Wind tragen, was bleibt, und das Licht finden, was noch wachsen kann.
Und wenn die Göttliche zuhört, so bitte ich: Schließe das Buch noch nicht.
— Thelonius der Schreiber
The Last Word
Ein weiteres Mal ergreife ich meine Feder, obwohl meine Hand zittert. Die Kerze ist fast heruntergebrannt. Die Tinte verdünnt. Dies könnte das letzte Mal sein.
Sie sagten mir, sie würden wiederkommen – die Fay. Und ich fühle sie jetzt. Direkt jenseits des Schleiers.
Heute Morgen kam ein Vogel an mein Fenster. Der erste, den ich seit Jahren gesehen habe.
Er trug einen Brief, eingewickelt in abgenutzten Stoff. Sein Gefieder war grau, seine Augen leuchteten. Als ich das Pergament entrollte, flog er nicht davon. Er blieb. Beobachtend. Still. Er sang nicht.
Der Brief war von Elric, einem jungen Schreiber mit seltener Begabung, den ich einst in den Gewölben unter Kerys traf, während ich Lady Duine und ihren Hütern des Sanctuary half, Relikte vor bösen Händen zu verbergen.
Er schreibt jetzt aus einer Senke in den Bergen, wo einige wenige noch überdauern.
Er schreibt aus einer Senke in den Bergen, wo einige wenige noch überdauern.
Er schreibt von Schnee und Wurzeln. Von einem Brunnen, der klares Wasser führt.
Von Ältesten, die sich an die Erlöser erinnern. Von Kindern, die in Stille geboren werden und mit den Händen beten lernen.
Er spricht von Wanderern, die jenseits des Schleiers gehen, und von Geschichten, die im Feuerschein geflüstert werden.
Er schreibt mit Zweifel – und mit Hunger.
Er fragt nach den Scions.
Er sagt, ein Druide sprach den Namen einst, bevor er im Nebel verschwand.
Er sagt, sie schlafen nicht, sondern erheben sich aus der Dunkelheit.
Dass einer von ihnen weinte, als sich eine Ranke über einen zerbrochenen Schrein legte.
Er fragt:
Was sind sie?
Warum kehren sie zurück?
Welchen Faden tragen sie? Und in welchen Webstuhl wird er gelegt?
Ich weiß nicht, wie ich antworten soll.
Aber ich weiß dies:
Wenn Elric lebt – und andere auch –
wenn er die Wahrheit spricht, dann gibt es noch Hoffnung.
Es gibt noch Gerechte. Es gibt noch Echos.
Es gibt noch Hände, die greifen – um sich zu erinnern und festzuhalten.
Ich habe keine Kraft mehr für eine ganze Antwort. Aber ich lasse diese Seite offen.
Möge der Vogel tragen, was er kann.
ZitatWenn du dies liest, wisse: Du bist nicht der Letzte.
Ob du unter dem Sturm geboren wurdest,
oder aus heiliger Erde aufgestiegen bist,
du bist Teil des Wandels.
Die Welt ist noch nicht entwirrt.
Es bleibt noch Zeit, sich der Göttlichen zuzuwenden.
Und vielleicht auch noch Zeit –
dass die Göttliche sich uns wieder zuwendet.
Die Nacht fällt. Die Kerze flackert.
Sie sagten mir, sie würden am Ende kommen.
Ich fühle sie jetzt – jenseits des Schleiers.
Kein Wind. Kein Regen. Etwas Älteres.
Eine Gnade, die beobachtet – und wartet.
Wenn sie heute Nacht kommen, werde ich zu ihnen gehen.
Nicht in Furcht, sondern im Glauben.
Ich hinterlasse diese Worte in Lunthyr,
wo die Toten noch träumen.
Und ich gehe, um unter ihnen zu ruhen.
— Thelonius der Schreiber
Letzter Hüter des Verborgenen Lichts
Skriptorium von Lunthyr, Jahr 3999